Freitag, 5. Dezember 2014

Ehemalige beste Freundin

Dieses Mal schreibe ich über eine ehemalige Freundin. Das heißt, nein, im Prinzip sind wir noch befreundet. Sagen wir es eher so: Dieses Mal schreibe ich über eine ehemalige beste Freundin. Ihr Name ist Katharina und sie ist 15 Jahre alt. Zuerst war sie noch die beste Freundin von jemand anderem, hatte bei dieser aber zu doll geklammert, sodass sie irgendwann abgewiesen wurde. Zu der Zeit hasste fast ihr kompletter Freundeskreis sie, wegen des Streits mit ihrer nun Ex-Besten Freundin. Die Einzige, die zu der Zeit zu ihr gehalten hat, war ich. Denn mich ging der Streit zwischen ihrer Ex-Besten Freundin und ihr nichts an und so verhielt ich mich neutral und war für jemanden da, der momentan absolut niemanden hatte. Sie tat mir so leid und deshalb störte mich ihre klammernde Art auch keineswegs. Ganz im Gegenteil: Es war schön mal von wenigstens einer Person mehr Aufmerksamkeit zu bekommen, als "normal". Nach den Ferien hatte sich die ganze Sache mit dem Streit dann beruhigt und die anderen redeten wieder relativ normal mit ihr. Doch dann, fing sie erst recht an zu klammern. Nannte mich ihre Nummer 1 und beste Freundin und versuchte mit allen Mitteln, dass ich das erwiderte und laut aussprach. Ich verstand sie: Sie wurde gerade erst von ihrer besten Freundin verlassen. Endgültig. Und das tat weh, sehr sogar und weil sie ihre ehemalige beste Freundin vermisste, deshalb suchte sie Ersatz. Da die anderen aber sie erst kurz davor noch abgrundtief hassten, musste halt die erstbeste Person her, von der sie noch nie verhasst wurde. Naja, ich war eben die Einzige, die nie Hass ihr gegenüber empfand, also musste ich den Kopf hinhalten, damit es ihr besser geht. Damals sah ich das noch nicht. Das wurde mir erst klar, als das mit ihr bereits Geschichte war. Als das Ganze noch allgegenwärtig war, fühlte ich mich gut. Weil ich endlich Aufmerksamkeit von jemandem bekam. Ich hatte eben lange vergessen, wie gut sich das anfühlt. Also ließ ich meine anfänglichen Zweifel, sie als beste Freundin anzuerkennen, weil sie eben sehr klammert, stehen und fing an sie als solche zu akzeptieren. Ich sprach das zwar ihr gegenüber nicht aus, doch man merkte es an meinem Verhalten. Ich redete und schrieb mehr mit ihr. Und sagte ihr des Öfteren, dass sie ein tolles Mädchen sei und ich sie wirklich lieb habe. Irgendwann dann sprach ich auch offen aus, dass sie meine beste Freundin ist und nicht nur allmählig, sondern ganz plötzlich bekam ich das Gefühl, dass sie sich von mir abwendete. Dieses Gefühl wurde immer stärker und machte mich richtiggehend fertig. Eben weil es mich innerlich so zerstörte nahm ich irgendwann allen Mut zusammen und sprach sie darauf an. Gut, zugegeben, ich sprach sie nicht darauf an, sondern schrieb ihr. Doch selbst das kostete mich unglaubliche Überwindung. Sie schrieb zurück auf meinen langen Text eine relativ lange Antwort, aus der ich allerdings nur noch einen Satz kenne. Ein Satz, den ich nie wieder vergessen werde. "Du warst immer eine sehr gute Freundin von mir." Das hat so unendlich doll wehgetan. Mit einem Mal wurde ich von "Beste Freundin und Nummer 1" runtergestuft zu EINER sehr guten Freundin. Später wurde mir klar, als ich ihr gegenüber die magischen Worte "beste Freundin" aussprach, hatte sie erreicht, was sie wollte: Sie war über ihre Ex-Beste Freundin hinweg und hatte sich endgültig bewiesen, dass sie sie nicht mehr nötig hatte und dass sie es wert war als beste Freundin bezeichnet zu werden. Ich war nichts weiter als Mittel zum Zweck. Es tat so unendlich weh. Endlich hatte ich wieder erfahren, wie es sich anfühlt, von jemandem nicht nur wahrgenommen, sondern sogar mehr gemocht zu werden, als normal. Ich hatte dieses Gefühl so sehr gebraucht und mit einem Mal wurde mir mit nur einem einzigen Satz klar gemacht, dass dieses Gefühl eine dicke, fette Lüge war.

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